Die Eröffnungsansprachen zur Konferenz der Straßenkinder und
Flüchtlingskinder vom 25.9.2015 in Berlin
5. Ciara
Die Eröffnungsansprachen zur Konferenz der Straßenkinder und
Flüchtlingskinder vom 25.9.2015 in Berlin
4. Nhut (Vietnam)
Die Eröffnungsansprachen zur Konferenz der Straßenkinder und
Flüchtlingskinder vom 25.9.2015 in Berlin
3. Nasrin (Iran)
Impressionen von der Konferenz
Liebe Leute,
die ihr mit einem oder zwei Beinen auf der Straße lebt, deren Zuhause eine Notschlafstelle ist, oder die im Streetwork auf den Straßen Deutschlands durch Sozialarbeiter erreicht werden: Nachdem
wir im September 2014 in Berlin den 1. Bundeskongress der Straßenkinder mit über 120 Beteiligten durchgeführt haben, wodurch einige von euch sogar persönlich mit der Bundesjugendministerin in
Berlin zusammengekommen sind, die zukünftig in der Arbeitsgruppe mit Mitarbeitern des Bundesjugendministeriums an Ideen von euch arbeiten wird; andere wiederum in den nächsten Wochen mit Dr.
Gysi, dem Fraktionsvorsitzenden der Linken zusammenkommen werden, um die Lage der Straßenkinder in Deutschland zu besprechen – wir wagen es nochmal und lassen die Große Konferenz der
Straßenkinder stattfinden, im September 2015, wieder in Berlin! Diesmal wollen wir über 300 Jugendliche aus allen Teilen der Bundesrepublik versammeln, soll die Bundesjugendministerium Manuela
Schwesig selbst anwesend sein und sollen viele Prominente unsere Zusammenkunft unterstützen. Und wieder wird es so sein, dass euch Reisebusse von euren Hilfeeinrichtungen nach Berlin bringen
werden. Noch haben wir keinen genauen Termin, wissen aber, dass es Mitte September sein wird (ein Freitag und ein Samstag). Wenn du/ihr diese Nachricht lest, dann könnt ihr Folgendes tun: Geht
auf die Leitung eurer Einrichtung zu (Not- und Anlaufstelle, Streetworker und andere Sozialarbeiter) und macht sie aufmerksam auf die Große Konferenz der Straßenkinder, im September 2015 in
Berlin. Wenn eure Einrichtung Interesse hat mit euch teilzunehmen, soll sie sich bitte, stellvertretend für das Orga-Team von 20 Straßenkindern in Deutschland, an Jennifer Menges
(menges@karuna-ev.de; Tel.: 030-40 39 46 28) wenden, um ihr Teilnahmeinteresse zu bekunden.
Bis bald, denn mein Name ist Mensch!
Hier die 15 Diskussionsthemen des WORLD CAFÈS der
Konferenz:
Presseerklärung:
Erklärung der Ständigen Vertretung der Straßenkinder
in Deutschland zur Vodafone-Studie
„Deutschlands vergesse Jugendliche“
SPIEGEL-Artikel: "Ohne Ausbildung, Wohnung, Hilfe: Deutschlands vergessene Jugendliche"
Link
Erklärung zum Medienecho des Ersten Bundeskongress der Strassenkinder
Ideen- und Forderungskatalog
des 1. Bundeskongresses der Straßenkinder
an die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
NEHMT UNS WAHR ! HELFT SINNVOLL!
Respekt, unbürokratische Unterstützung, Bildungszugang, Chancen auf dem Wohn- und Arbeitsmarkt sowie qualifizierteres Personal bei Behörden, Jugendämtern und Polizei, das die speziellen Sorgen und Nöte von jungen Obdachlosen kennt. So die Forderungen von über 120 Jugendlichen auf dem 1. Bundeskongress der Straßenkinder am Wochenende in Berlin.
In 11 Arbeitsgruppen haben junge Menschen aus ganz Deutschland zwei Tage lang über ihre Situation und ihre Zukunft diskutiert. Straßenkinder wollen am gesellschaftlichen Miteinander teilhaben und ihr Leben selbst gestalten. Sie wehren sich gegen Willkür von Behörden, Diskriminierung und Stigmatisierung durch Polizei und Passanten auf der Straße. Ihnen ist klar, dass sie mit ihren Erfahrungen wie häuslicher Gewalt, Missbrauch und Sucht besondere Bedürfnisse bei der Bewältigung ihrer Traumata benötigen, um ihren individuellen Platz im Leben zu finden. Hierfür haben sie zum Teil ungewöhnlich konkrete und konstruktive Vorschläge erarbeitet. Sie reichen von verpflichtenden Weiterbildungsmaßnahmen für Jugendamtsmitarbeiter und Lehrern, der Vereinfachung von Behördenformularen, der Einführung einer unabhängigen Beschwerdestelle bis hin zur Modifizierung des Jugendstrafsystems.
Ein zweiter Bundeskongress der Straßenkinder wird 2015 folgen.
Stimmen der Jugendlichen während des Kongresses (Video-Link)
Eindrücke vom Straßenkinderkongress (Video-Link)
Auszüge aus dem seinerzeitigen Medienecho (Web-Link)
Forderungen der Arbeitsgruppen
des 1. Bundeskongresses der Straßenkinder
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1. Forderungen der Arbeitsgruppe: WIE ICH AUF DER STRASSE GELANDET BIN
2. Forderungen der Arbeitsgruppe: AUSBILDUNG UND ICH
Wir fordern ein freies Berufsfindungsjahr!
3. Forderungen der Arbeitsgruppe: JOBCENTER
Zum Verhalten der Mitarbeitenden:
Wir fordern, dass wir freundlich und tolerant behandelt werden.
Wir fordern, dass die Mitarbeitger_innen alle zwei Jahre regelmäßig durch neutrale Unternehmen und Personen auf ihre Kompetenz, ihr Sozialverhalten und auf nicht-diskrimierendes Verhalten überprüft werden.
Wir fordern, dass die Mitarbeitenden ins SGB eingearbeitet sind und sich regelmäßig in rechtlichen Dingen, aber auch in ihrem Sozialverhalten fortbilden.
Wir fordern, dass es mehr Mitarbeitende im Jobcenter gibt, damit die Bearbeitungszeiten der Anträge nicht so lange dauern.
Wir fordern, dass in Konfliktfällen Konfliktlöser in jedem JC vor Ort sind und direkt in Stresssituationen vermitteln können.
Anträge und Bürokratie
Wir fordern, dass H4-Anträge nach Lebenslagen unterschieden werden und unterschiedliche Lebenslagen berücksichtigen, z.B. Anträge für Jugendliche, Wohnungslose, Alleinerziehende, Suchtkranke
Wir fordern, dass wir unaufgefordert, rechtsgültige Eingangsbestätigungen bei Abgabe von Dokumenten erhalten.
Wir fordern, dass die Anträge verständlich und übersichtlich sind, wenn wir sie nicht verstehen, weil sie in einer lebensfremden und bürokratischen Sprache formuliert sind, fordern wir Aufklärung und einen Mitarbeiter, der sie mit uns zusammen ausfüllt und sich Zeit nimmt, sie zu erklären.
Wir fordern, dass die Lebensmittelgutscheine in Höhe von 15€ pro Tag ausgegeben werden und dass die Lebensmittelgutscheine in allen Läden einlösbar sind.
Wir fordern, dass obdachlosen Menschen alle drei Monate ein zusätzlicher Gutschein über 100€ für Kleidung und Pflege ausgestellt wird.
Wir fordern, dass es nicht nur Sanktionen gibt, sondern Kooperationsbereitschaft und abgeschlossene Bildungsmaßnahmen entlohnt/belohnt werden, ohne dass die zusätzlichen Mittel vom H4 abgezogen werden.
Besondere Lebensumstände von Straßenkindern und Jugendlichen:
Wir fordern, dass bei Beratung und Durchführung von Maßnahmen Traumata, Obdachlosigkeit und Sucht berücksichtigt werden.
Wir fordern, zielgruppenspezifische Angebote und Einzelfallentscheidungen, sowohl im rechtlichen Rahmen als auch in der Praxis die Bedürfnisse und besonderen Belange von uns zu berücksichtigen und die Rechtsrahmen zu erweitern.
Wir fordern weniger Abzüge für arbeitende Schüler_innen und Minijobber und die Abschaffung der Arbeitspflicht für Abendschüler.
Wir fordern den Rechtsrahmen für Jugendliche insbesondere mit Blick auf frühe Bildungs- und Ausbildungsangebote zu verändern, bspw. Bildungsgutscheine, Start Kredite…
4. Forderungen der Arbeitsgruppe: GELDERWERB & GRUNDEINKOMMEN FÜR JUGENDLICHE DER STRASSE - NOTSCHLAFSTELLEN ODER WOHNRAUM?
(Diese Arbeitsgruppe setzte sich aus polnischen und deutschen Straßenkindern zusammen)
5. Forderungen der Arbeitsgruppe: RECHT GEBROCHEN UND BESTRAFT
6. Forderungen der Arbeitsgruppe:
ICH UND DIE EINRICHTUNGEN DER JUGENDHILFE
Wir fordern von der Politik:
Wir fordern von den Einrichtungen und Erzieher_innen:
Wir fordern von der Ausbildung:
7. Forderungen der Arbeitsgruppe: FUNDAMENTALE SYSTEMKRITIK
Wir fordern:
8. Forderungen der Arbeitsgruppe: SCHULE
Wir fordern:
Den Leistungsdruck senken!
9. Forderungen der Arbeitsgruppe: WIR IN DEN MEDIEN
„Mittendrin statt nur dabei!“
Analysen der Arbeitsgruppen:
Wie ist es zu unserem Leben auf der Straße kommen....
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1. Aus der Arbeitsgruppe: WIE ICH AUF DER STRASSE GELANDET BIN
Ursachen für den Abbruch von ‚Normalen Kinderbiographien‘:
Eltern: überfordert durch zu viele Kinder, eigene Drogenabhängigkeit und psychische Probleme. Häufig Scheidungsfamilien, Probleme mit neuen Partnern (‚Stiefvater‘), Gewalt, fehlende Anerkennung, Ignoriert werden und Missbrauch in der Familie.
Eigene Probleme: falsche Freude, Flucht in Drogen
Schule: Ausgrenzung und Mobbing aufgrund von Armut und Anderssein - fehlende Sozialarbeiter an den Schulen
Jugendamt: hört Kindern nicht richtig zu, glaubt den Eltern. Probleme werden psychologisiert statt praktische Hilfen gegeben. - aber es gibt auch gute Erfahrungen
Fehlende Hilfsangebote auf dem Lande
2. Aus der Arbeitsgruppe: AUSBILDUNG UND ICH
Die Jugendlichen stellten fest, dass es unterschiedliche Probleme auf dem Weg vom Schulabschluss bis hin zum erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung gibt. Vielen Jugendlichen auf der Straße ist die Bedeutung der Berufsausbildung nicht klar. Andere Jugendliche, die eine Ausbildung beginnen wollen, werden auf dem Weg dahin nicht genügend gefördert. Voraussetzung für den erfolgreichen Beginn einer Ausbildung sind stabile Lebensverhältnisse. Wenn man auf der Straße lebt, müssen Grundbedürfnisse, wie Essen, Trinken und Schlafen befriedigt werden und man hat kaum die Möglichkeit nebenbei eine Berufsausbildung zu absolvieren. Sind die Voraussetzungen sichergestellt und ein Schulabschluss geschafft, ist es für viele Jugendliche sehr schwierig, die für sie richtige Berufsausbildung zu finden. Oft fehlt es an Beratung und Unterstützung durch das Elternhaus oder wenn kein Elternhaus vorhanden ist, durch eine soziale Einrichtung. Ein anderes Problem ist, dass es nicht genügend gesetzlich anerkannte Ausbildungsplätze in den Richtungen gibt, für die sich die Jugendlichen interessieren, wie zum Bsp. Tätowierer.
Um erfolgreich in die Berufsausbildung zu starten, fordern die Jugendlichen ein freies Berufsfindungsjahr. Anders als beim Berufsvorbereitungsjahr soll es hier möglich sein, eigene Stärken, Schwächen und Wünsche zu reflektieren: Was will ich? Was kann ich? Welche Interessen habe ich? Welchen Weg möchte ich gehen? Außerdem soll in diesem Jahr ein Überblick vermittelt werden, welche Berufe es gibt und erste praktische Erfahrungen in verschiedenen Berufsrichtungen gesammelt werden.
In der Kommunikation zwischen Ausbildungsstätte und den Auszubildenden gibt es aufgrund von Vorurteilen, mangelnder Motivation und starken Leistungsdruck oft große Probleme und hohe Abbruchraten. Um diese zu minimieren, fordern die Jugendlichen während der Ausbildungszeit einen persönlichen und unabhängigen Vermittler zwischen den Auszubildenden und der Ausbildungsstätte – das kann z.B. ein Sozialarbeiter oder auch ein Coach sein.
Jugendliche mit schwierigen finanziellen Verhältnissen während der Ausbildung verbringen viel Zeit mit der Beantragung von Geld für ihren Lebensunterhalt, Lernmaterial, Exkursionen und ähnlichem. Insbesondere bei Problemen mit Ämtern verlieren sie viel Zeit, die ihnen zum Lernen fehlt. Darum fordern sie genügend Geld von einem Amt, ohne dass sie auch für nur kleine Geldbeträge immer wieder neue Anträge an den verschiedensten Ämtern stellen müssen.
Ein Eintrag im Führungszeugnis kann ein Ausbildungshindernis sein. Es gibt Jugendliche, die aufgrund von Einträgen keine sozialen Ausbildungen beginnen können. Darum fordern die Jugendlichen, dass es Wege geben muss, die zum Löschen von Einträgen im Führungszeugnis führen. Wie zum Beispiel die Durchführung einer Therapie mit der Begleitung eines Gerichtsbetreuers.
3. Aus der Arbeitsgruppe: JOBCENTER
Die Lebenssituation der Jugendlichen, ihre Traumata, Suchtproblematik spiegelt sich nicht in den formalen Verfahren, dem Rechtsrahmen und der Praxis des Jobcenters.
In den Anträgen sind Begriffe, Definitionen und Bedingungen enthalten, die die Jugendlichen nicht verstehen oder einhalten können.
Die ausgegebenen Lebensmittelgutscheine decken die Kosten von Jugendlichen und ihrer Tiere nicht ab. Es ist sehr schwierig sie einzulösen, wenn sie nicht in allen Läden angenommen werden.
Die Mitarbeiter_innen der JC verhalten sich oft abwertend und diskriminierend, beschimpfen und beleidigen die Jugendlichen und behandeln sie nicht wie andere Erwachsene.
Bildungsangebote und sogar reale Arbeitsplatzangebote konnten von den Jugendlichen nicht wahrgenommen werden, da der Rechtsrahmen und der Haushaltsrahmen nicht berücksichtigt, dass die Jugendlichen nicht schon mehrere Jahre im H4 Bezug sind (Bildungsgutscheine) oder notwendige Vorkosten. Beispiel Ausbildungsangebot als LKW-Fahrer, aber die Kosten für einen Führerschein wurden nicht finanziert, die Ausbildungsstelle konnte nicht angetreten werden, neue Sanktionen.
Bei Konflikten werden die Sichtweisen der Jugendlichen weder gehört noch berücksichtigt, es gibt keine dauerhaften und direkten Interventionsmöglichkeiten oder Vermittlungsmöglichkeiten für die Jugendlichen.
Die Bewilligungs- und Auszahlungsverfahren dauern zu lange, so dass die Jugendliche oft monatelang ohne Einkommen klarkommen müssen.
4. Aus der Arbeitsgruppe: GELDERWERB & GRUNDEINKOMMEN FÜR JUGENDLICHE DER STRASSE - NOTSCHLAFSTELLEN ODER WOHNRAUM?
(Diese Arbeitsgruppe setzte sich aus polnischen und deutschen Straßenkindern zusammen)
Geld ist nicht alles. Geld ist nur ein Tauschmittel. Doch wenn ich nichts zum Tauschen habe? Welche Ideen wir haben, um uns Geld zu verdienen…
Beide Gruppen haben sich verbunden, da:
die Polen in Berlin nicht zweisprachig sind und eine Übersetzung in Muttersprache notwendig war,
2 Moderatoren für die Zweisprachigkeit gleichzeitig als Übersetzer und Moderator tätig waren,
bei der Größe der Gruppe es besser war sich zu vereinen
Durch die Übersetzung und die doppelte Themen bestand weniger Zeit, aber durch intensive Arbeit in 2 gemischtsprachigen Kleingruppen haben sich die Jugendlichen über folgende Punkte austauschen können:
sie haben sich kennengelernt, woher komme ich, wer bin und was sind für mich die wichtigsten Themen
Wie will ich leben? Vom Camper, besetzten Wohnhäusern und Wohnprojekten über den Platz für den Wohnwagen bis zur WG – Wünsche, wie sich die Jugendliche ihren Wohnraum vorstellen
Austausch der Jugendlichen über die Lebenslagen und ihre Probleme in Kleingruppen zum Thema Wohnen und danach zum Thema Gelderwerb & Grundeinkommen
Als Zusammenhang haben die Jugendlichen Forderungen aufgestellt
5. Aus der Arbeitsgruppe: RECHT GEBROCHEN UND BESTRAFT
Ist-Zustand/Analyse
beim Fahren ohne Fahrschein erwischt zu werden führt zu einer Strafe. Kann diese nicht bezahlt werden, folgen Mahngebühren. Nach weiteren Maßnahmen folgen nicht selten auch Gefängnisaufenthalte.
Die Polizei und wir
oft herrschen Vorurteile/junge Menschen werden nach ihrem Äußeren beurteilt
oft wird durch Polizisten provoziert (Zitat: „Irgendeinen Button finden die immer“ (Auslösereiz)
Gewalt von Seiten der Polizei, z.B. grobes Fesseln mit Kabelbindern, Tritte, sehr grober Umgang mit den jungen Menschen
durch Polizeigewalt entstehen auch psychische Folgeschäden.
Die Haltung der Allgemeinheit:
es gibt viele Vorurteile/unangemessenes Verhalten gegenüber Obdachlosen (Jugendlichen), z.B. wurde berichtet, dass außen Schlafende von feiernden Teenagern gestört und bedrängt, deren „angegessene Pommes/Burger“ zu essen. Ein solche Verhalten ist nicht nur respektlos, sondern auch demütigend.
Gefängnis:
Freiheitsstrafen wegen Kavaliersdelikten sind keine Seltenheit, z.B. wegen Mundraubs
Verhältnismäßigkeit von Strafen:
Zitat: „Es kann nicht sein, dass Vergewaltiger davon kommen und wir wegen Grasbesitz oder Schwarzfahren in den Knast wandern.“
Cannabis:
viele Verfahren sind auf Cannabisbesitz/-konsum etc. zurückzuführen
Unterstützung:
es mangelt oft an (guter) Unterstützung
6. Aus der Arbeitsgruppe: ICH UND DIE EINRICHTUNGEN DER JUGENDHILFE
Negative Erfahrungen in Jugendhilfeeinrichtungen:
plötzliches Ende der Betreuung in einer Einrichtung durch das Jugendamt
keine Finanzierung, daher Verlust des Betreuers
geschlossene Einrichtung:
> körperliche Gewalt
eingesperrt sein
Verstöße gegen Menschenrechte
fehlende ärztliche Versorgung
tragen von Uniformen
für alles um Erlaubnis bitten müssen (z.B. Klo-Gang)
alles abgeben („Du hast nichts was Dich ausmacht!“)
zu volle Einrichtungen (ungünstige Gruppendynamik)
> schlechte Stimmung
> Gefährdung, Drogen, Klauen, Prügel, Beleidigung, Stress und Ärger
> kein Respekt untereinander und zu den Betreuern
> „Macht kaputt – man zieht mit!“
> keine Unterstützung bei Konflikten untereinander
> kein Kümmern und keine Verbindlichkeit
> viele Jugendliche mit hohem Bedarf
von einem Heim ins andere
falsche Freunde
„Keine Stimme haben“ - „Meine Stimme hat kein Gewicht“
„Mir wurde viel kaputt gemacht!“
„Mir wurden viele Chancen genommen!“
Machtlosigkeit
Positive Erfahrungen in Jugendhilfeeinrichtungen:
wichtig sind Wertschätzung, Verständnis und Respekt, konkrete Hilfen wie Fahrkarten, Essen, Trinken etc., stabile, langfristige Kontakte, die nicht mit Erreichen eines bestimmten Alters enden, sondern sich nach unserem Bedarf richten
Begleitung und Unterstützung bei Ämtern, Terminen, Kliniken …
schnelle Hilfe, jederzeit
Gefühl von Sicherheit
Vertrauen, über alles reden können
keine ungewollte Zusammenarbeit mit Polizei, Eltern …
„Gefühl, die sind für uns da, über das ‚Muss‘ hinaus“
Grenzen gesetzt bekommen
Raum und Zeit für jede_n Einzelne_n (die Fragen stehen im Mittelpunkt: Wie lebe ich? Was brauche ich? Wie geht es mir? Was möchte ich?)
7. Aus der Arbeitsgruppe: FUNDAMENTALE SYSTEMKRITIK
Die Jugendlichen berichteten:
Die Ansprüche die das System an sich und seine Rechtsprechung stellt, können oft durch die Akteure nicht erfüllt werden. Die Ansprüche sind hoch. Doch wen interessiert das? Der Alltag spielt sich eben unten ab. Äusserlich sind wir das gute barmherzige christliche Abendland. In der Realität haben wir oft genug Dienst nach Vorschrift die keiner kennt. Wir konnten feststellen: Jedes System ist nur so gut wie wir es machen. Auch wenn auf unserem Plakat jetzt „Fuck the System“ steht.
8. Aus der Arbeitsgruppe:
SCHULE UND ICH - WER NICHT MITKOMMT, WIRD RAUSGEKANTET
Die Jugendlichen berichteten von folgenden Problemen in der Schule:
Wir sind in Schule mit Gewalt, Drogen, Mobbing, Konflikten, körperlichen Beeinträchtigungen wie LRS, Lispeln, Stottern und Legasthenie, sowie psychischen Erkrankungen wie Suchterkrankungen, Depression und Borderline konfrontiert. Diese Probleme hindern uns daran, uns am Unterricht zu beteiligen und Lernergebnisse zu erzielen, eine erfolgreiche Schulbildung ermöglichen. Mit diesen Problemen sind wir in der Regel alleine gelassen, da es keine oder unzureichende Unterstützung seitens der Schule gibt. Die Folgen sind Gefühle wie Wut, Hass, Trauer, die zu Rückzug aus Schule und Depression führen und einer Verschlechterung psychischer Erkrankungen führen.
Beispiel Borderline:
Borderline führt zu Mobbing von Mitschüler_innen und Unverständnis seitens der pädagogischer Fachkräfte. Die Folge sind selbstverletzendes Verhalten, sich selbst einschließen und Schlaflosigkeit.
Beispiel Gefühle:
Wir haben Angst vor Menschen und nicht kontrollierbaren Situationen, Leistungsdruck dem wir nicht gewachsen sind durch permamentes Scheitern in einer ausschließliche leistungsorientierten Schule.
Beispiel Suchterkrankung:
Unser Suchterkrankung für zu Gleichgültigkeit gegenüber Schule, permanente Müdigkeit und Konzentrationsproblemen. Statt Unterstützung bekommen wir Strafen und schlechte Noten, die wiederum die Suchterkrankung verstärkt.
9. Aus der Arbeitsgruppe: WIR IN DEN MEDIEN
Falsche Darstellung der Lebensstile, des Erscheinungsbildes (Kleidung bewusste zerrissen, ungepflegt, dreckig etc.), kriminelles, asoziales Verhalten als Normalbild von Straßenkindern; die Lebenssituationen werden unrealistisch dargestellt (neuestes Smartphone und Fernseher in jedem Zimmer einer Hartz IV Familie, etc.)
Falsche Darstellung erfolgt oberflächlich
Klischees, wie: übermäßiger Drogenkonsum (alle auf der Straße nehmen Drogen), freiwillig auf der Straße leben, Aggressivität, Gewalt, Faulheit und unhygienische Lebensweise (stinken), werden überdurchschnittlich häufig dargestellt und somit als Bild in die Gesellschaft reproduziert
Hintergrund der Straßenkinder wird nicht erfragt/ hinterfragt
Lebenssituationen/ Lebensumstände werden durch den Dreck gezogen
Straßenkinder bekommen zu wenig Aufmerksamkeit in den Medien
Wenige und falsche Darstellung führt zu Ablehnung durch die Gesellschaft und somit zu wenig Unterstützung von Institutionen/ Vereinen etc.
Wenige Darstellung erfolgt unter Zuhilfenahme der Klischees
Absender und Kontakt: Jörg Richert | KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not International e.V.
0177 22 18 432, karunaberlin@t-online.de
Die Protokolle der ersten beiden Arbeitstrefffen zur Vorbereitung der Konferenz gibt hier zum download...